Motiv: Deutsches Historisches Museum, Berlin / A. Psille
Trotz der vorübergehenden Schließung laufen die Vorbereitungen zur nächsten Ausstellung auf Hochtouren. Hierfür gelang es dem Museum, die seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr ausgestellten Werke des Saarbrücker Rathauszyklus mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, dem Förderverein für das Historische Museum Saar, der Willy-Walch-Stiftung und der Saarland Sporttoto GmbH anzukaufen: sieben großformatige Gemälde des Künstlers Anton von Werner.
Webcam der Live-Restaurierungsstation – Verfolgen Sie live die Fortschritte der Restaurierungsarbeiten an „Fürst Bismarck“
Ein Blick hinter die Kulisse – Öffentliche Live-Restaurierung vor Ort und digital Verfolgen Sie die Restaurierung von „Fürst Bismarck“ und „Die Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken“ in den Räumen des Museums live mit.
Eine öffentlich zugängliche Restaurierungswerkstatt unterhalb der großen Freitreppe im Untergeschoss des Museumsbaus veranschaulicht die einzelnen Schritte der Restaurierungsarbeit, die normalerweise den Blicken der Museumsbesucherinnen und –besucher verborgen bleiben. Dabei können sie der Diplom-Restauratorin Katharina Deimel über die Schulter schauen und Fragen stellen. An einer Tafel werden die einzelnen Schritte der Restaurierung beschrieben und mit entsprechenden Fotos bebildert.
Ende März sollen die Arbeiten an „Fürst Bismarck“ beendet sein, sodass er seinen Platz innerhalb des Alt-Saarbrücker Rathauszyklus wieder einnimmt. Erst dann hält das größte Gemälde des Zyklus „Die Ankunft des Königs Wilhelm I. in Saarbrücken“, mit einer Breite von über fünf Metern, Einzug in die Werkstatt. Weitaus stärker beschädigt – mit zwei großen Löchern in der Leinwand – steht es im Zentrum der Restaurierungsstation und des Vermittlungskonzepts.
Anhand einer erhaltenen Schwarz-Weiß-Fotografie des Originalgemäldes werden die darauf abgebildeten Personen identifiziert und deren Bedeutung im Bild erklärt. Vergleichend dazu wird auch das Vorgemälde an dieser Stelle reproduziert. Dieses unterscheidet sich deutlich von der letztendlichen Fassung, sodass Besucherinnen und Besucher dann in einer Art Suchspiel die Unterschiede finden sowie den Grund dafür entdecken können.
Der Saarbrücker Rathauszyklus Anton von Werners und unser Bild vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 (ab Wiedereröffnung der Museen - 31. Oktober 2021)
Anton von Werner (1843-1915) war einer der bedeutendsten Historienmaler des Deutschen Kaiserreiches. Als Freund des preußischen Kronprinzen hatte er starken Einfluss auf die Kulturpolitik des Landes. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören das Mosaik im Sockel der Berliner Siegessäule und „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches“ (1885).
In Saarbrücken gestaltete der Künstler den Innenausbau des Alt-Saarbrücker Rathaussaales, ein Anbau hinter dem Rathaus, am heutigen Nanteser Platz. Anton von Werner schuf einen monumentalen Zyklus aus sieben Gemälden, die auf den Deutsch-Französischen Krieg und die Gründung des Deutschen Reiches verweisen. 1880 wurde der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Saal als nationales Denkmal eröffnet.
Nachdem sich der Rathauszyklus jahrelang in Privatbesitz befand, bietet sich nun die Gelegenheit einer öffentlichen Präsentation. Das Historische Museum Saar bereitet eine Ausstellung zu den Gemälden, rund um die Themen Krieg und Nation und mediale Rezeption vor. Neben der Historienmalerei und den Schlachtenpanoramen wird auch die damals gerade aufkommende Fotografie betrachtet sowie die Frage nach der Realität des modernen Krieges gestellt. Ein Ziel der Ausstellung wird es sein, die Bildsprache der Kunstwerke zu entlarven und die nationale Verklärung kritisch unter die Lupe zu nehmen. Mit Bezug auf die Deutsch-Französische Freundschaft werden gegenwartsrelevante Themen wie die gesellschaftlichen Auswirkungen eines übersteigerten Nationalismus (im 21. Jahrhundert) aufgegriffen.
Das gegenüber dem Alt-Saarbrücker Rathaus gelegene Historische Museum Saar präsentiert die monumentalen, bis zu 5,5 Meter breiten Gemälde in nur 150 Meter Entfernung, unmittelbar in der Nähe ihres ursprünglichen Standortes. Zwei Gemälde bedürfen aktuell noch einer teils umfangreicheren Restaurierung.
Leihgeber:
Deutsches Historisches Museum, Berlin
Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt
Technoseum, Mannheim
Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Saarbrücken
Wehrgeschichtliches Museum Rastatt
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden
Wehrtechnische Studiensammlung, Koblenz
Stadtarchiv Saarbrücken
Landesarchiv des Saarlandes
Geheimes Staatsarchiv Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Collection Musée de la Bataille du 6 Août 1870, Woerth
Collection Musée Westercamp, Wissembourg
Mairie de Stiring Wendel
Musée Historique de Strasbourg
Musée de la Guerre de 1870 et de l'Annexion, Gravelotte
Am 2. August 1870 kam es in Saarbrücken zu den ersten größeren Kampfhandlungen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71. Am 6. August 2020 jährte sich der 150. Jahrestag der Schlacht bei Spichern. Nur unweit von Saarbrücken entfernt und auf der Landesgrenze gelegen, ist das Schlachtfeld von Spichern der einzige Kriegsschauplatz des Deutsch-Französischen Krieges, der deutsches Hoheitsgebiet berührte.