Arbeit zeigen - Plastiken und Fotografien 1850 -1950
Bergleute, Hüttenmänner, Schmiede, aber auch Bauern, Bauarbeiter und Fischer bevölkerten das Historische Museum Saar. Als Plastiken oder Skulpturen sind sie vielfältige Beispiele künstlerischer Darstellungen von Arbeit.
Bereits seit der Antike beschäftigten sich Künstler mit dieser Thematik. Im Mittelpunkt standen stets der arbeitende Mensch und sein Körper. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts richtete sich der künstlerische Blick auch auf die neue industrielle Arbeitswelt. Die Darstellungen bewegen sich zwischen engagierter Anteilnahme und Heroisierung des Kampfes mit der Gewalt der Technik. Häufig münden sie in ideologisch gefärbten bildnerischen Parolen, vor allem seit die Schwerindustrie eine immer größere rüstungs- und machtpolitische Bedeutung gewann. Einfluss hatte auch der angestrebte Verwendungszweck, der von der Salonplastik für Schreibtisch und Kaminsims bis zum überdimensionalen Denkmal der Arbeit reichte. Ebenso groß war die geografische Bandbreite der in der Saarbrücker Ausstellung gezeigten Figuren: Neben Arbeiten aus Deutschland standen beispielhaft solche aus Österreich, Polen, Frankreich oder auch Belgien. Unter ihren Schöpfern waren so bekannte Namen wie Constantin Meunier, Bernd Hoetger und Gerhard Adolf Janensch vertreten.
Bis auf wenige Ausnahmen stammten fast alle in der Ausstellung gezeigten Exponate aus der 205 Plastiken umfassenden Sammlung von Werner Bibl, deren Ankauf dem LWL- Industriemuseum, Landesmuseum für Industriekultur in Dortmund dank einer gemeinsamen Initiative der Milwaukee School of Engineering (MSOE), des Grohmann Museum der MSOE und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Jahr 2011 gelang. Besonders engagiert unterstützte dieses Projekt der Kunstsammler und Mäzen Dr. Eckart Grohmann. Seitdem verfügt das LWL-Industriemuseum über die weltweit größte Sammlung an Arbeiterskulpturen. Schwerpunkte bildeten Darstellungen aus den Bereichen Bergbau, Stahlerzeugung und –weiterverarbeitung, aber auch Landwirtschaft und Handwerk.
Die Ausstellung in Saarbrücken präsentierte eine Auswahl von 116 Arbeiterskulpturen aus dieser größten einschlägigen Sammlung, die Ende 2013 in einer repräsentativen Schau in der Henrichshütte Hattingen mit einem ähnlichen Schwerpunkt zu sehen war.
Den bis zu 1 Meter großen Plastiken stellte das Historische Musum Saar 28 großformatige Fotos aus der Saarregion gegenüber, die nur scheinbar objektiv die Realität der industriellen Arbeitswelt dokumentieren. Bei näherem Hinsehen erweisen sie sich, ebenso wie die Plastiken, als Inszenierungen von Arbeit.
Die Publikation zur Ausstellung:
Klaus Türk, Arbeiterskulpturen. Zweiter Band. Die Sammlung Werner Bibl., 400 Seiten, Kunstdruck, ca. 600 Farbabbildungen
Klartext-Verlag, Essen 2011, € 39,00.