Einbinden und Ausschließen
(Prof. Dr. Jörn Leonhard, Freiburg)
24.06.2021
19:00 Uhr
Donnerstag, 24. Juni 2021 ab 19 Uhr
VHS-Zentrum Saarbrücken
Stream: landesgeschichte-saar.de/stream
Aus der Reihe:
Neue Perspektiven auf das Deusche Kaiserreich 1871-1918
24. Juni bis 28. Oktober 2021
Dass sich im Deutschen Kaiserreich nach 1871 ein besonders aggressiver Nationalismus in Verbindung mit einer Militarisierung der wilhelminischen Gesellschaft herausgebildet habe, der mit äußeren und inneren Feindbildern einhergegangen sei, gehört seit langem zum Arsenal der Erzählung vom "deutschen Sonderweg" in die Moderne.
Doch wie lässt sich der deutsche Nationalismus genauer und nicht allein vom vermeintlichen Ende her, der Katastrophengeschichte Deutschlands im frühen 20. Jahrhundert, charakterisieren?
Und wie ordnet er sich in eine vergleichende Betrachtung europäischer Prozesse von den 1870er Jahren bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ein?
Während die Monate nach dem 1. Weltkrieg in den preußischen und bayerischen Gebietsteilen im Land an der Saar gekennzeichnet waren von Revolution, Besatzung, Hunger und Streiks vollzog sich auf internationaler Ebene ein folgenschwerer Prozess: Frankreich versuchte sich auf Grundlage von 1917 fertiggestellten Planungen das bassin houiller de Sarrebruck einzuverleiben und diese Ziele im Rahmen der Versailler Friedensverhandlungen zu verwirklichen.
Aus einem Konflikt zwischen Ministerpräsident Clemenceau und US-Präsident Wilson im Frühjahr 1919 wurde als Kompromiss das Saarbeckengebietgeschaffen und dem Völkerbund unterstellt. Wenn auch die Abtrennung von Deutschland und der starke politische und wirtschaftliche Einfluss Frankreichs weitgehend auf Ablehnung stieß, so entwickelte sich so in den folgenden Jahren eine Schicksalsgemeinschaft, aus der sich eine eigene Identität entwickelte: Aus Preußen und Bayern wurden Saarländer.